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2013 der FAU Erlangen-Nürnberg

 

Überblickskarte
Nayapul-Tatopani
Tatopani-Ghasa
Ghasa-Muktinath

Muktinath-Beni


Ghasa/Jomsom bis Kagbeni

Abb. 1: Kartenausschnitt Kali Gandaki Tal .

Kartengrundlage: National Geographic 2000.

Von Ghasa (2100 m ü. NN) aus bewegten wir uns innerhalb von zwei Tagen nach Kagbeni (2840 m ü. NN) und legten dabei eine Distanz von 41 km zurück.

Auf der Hälfte der Strecke passierten wir das Dorf Dorf Marpha, welches im Volksmund auch als „Delightful Apple Capital of Nepal“ bezeichnet wird. Diesen Beinamen bekam Marpha in den 1960er Jahren (Morkel & Park 2000). Der großflächige Anbau von Äpfeln wurde seit Ende der 1950er Jahre durch den Wegfall des Salzhandels mit Tibet der ansässigen Thakali-Bevölkerung zunehmend forciert. Grund hierfür war die durch die chinesische Besatzungsmacht erzwungene Grenzschließung Tibets. Einen guten Absatzmarkt für die Apfelprodukte boten die steigenden Touristenzahlen im Kali Gandaki Tal seit den 1970er Jahren. In Marpha dominiert der tibetische Baustil mit überwiegend Flachdächern an deren laterale Grenzen Feuerholz zum Trocknen aufgestapelt wird (vgl. Abbildung 2).

Abb. 2: Typisch tibetischer Baustil in Marpha.

Foto: W. Meier 2013.

Auf dieser zweitägigen Etappe ändert sich das Gesicht des Kali Gandaki vollkommen. Der bisher bekannte,  enge und schluchtförmig eingetiefte Verlauf wird ab Kalopani durch ein ausgeprägtes Braided-River-System mit mehreren hundert Metern Breite ersetzt. Stellenweise kann das Flussbett dabei Breiten von bis zu 1,2 km annehmen. Zur Ausbildung eines  Braided-River-System müssen drei Bedingungen erfüllt sein: eine geringe Reliefenergie, eine hohe Geschiebeverfügbarkeit sowie saisonal schwankende Wassermengen. Die Bedingungen der geringen Reliefenergie als auch der hohen Geschiebeverfügbarkeit  sind mit der Ausbildung des Thakkholagrabens, der sich vor 1,4 Mio. Jahren ausgebildet hat, erfüllt. Mit einer Sprunghöhe von 3000 bis 5000 m fungiert er als enorme Sedimentfalle, so dass sich eine bis zu 850 m mächtige Sedimentschicht akkumuliert hat. „Bis heute hat sich die Kali Gandaki bis zu 600 m tief in die syntektonische Grabenfüllung (…) eingeschnitten (Baade 2000:12)“. Mächtige Aufschüttungsterrassen zeugen von dem stetigen Wechsel zwischen Flusseinschneidungs- und Sedimentationsprozessen (vgl. Abbildung 3 und 4).

Abb. 3: Braided-river-Struktur nördlich von Jomson.

Foto: W. Meier 2013.

Abb. 4: Aufschüttungsterrasse nahe Kagbeni.

Foto: W. Meier 2013.

Mit der Zunahme des Talquerschnitts werden auch zum ersten Mal die ausgeprägten täglichen Berg- und Talwinde des Kali Gandaki Tals deutlich bemerkbar. Morgens erwärmen sich die Luftmassen an den Berghängen durch die Sonneneinstrahlung früher als am Talboden. Folglich entsteht an den Berghängen ein lokales Tiefdruckgebiet, wodurch sich die Luftmassen aus dem Tal (Hochdruckgebiet) als Druckausgleichsbewegung bergauf verlagern (Talwind bzw. Bergaufwind) (vgl. Abbildung 5).

Abb. 5: Das idealisierte Berg-/ Talwindsystem bei symmetrischer Hangerwärmung und -abkühlung (links) Entwicklung des Talwindsystems bei asymmetrischer Hangerwärmung (rechts)

Quelle: Bendix 2004: 47

Durch die starke morgendliche Erwärmung des Tibetplateaus wird dieser Effekt noch verstärkt, so dass Windgeschwindigkeiten von über 60 kmh-1 zu verzeichnen sind (Egger et al. 2002). Der Talwind setzt meist zwischen 10 und 12 Uhr ein, erreicht gegen 14 Uhr seinen Höhepunkt, um dann allmählich abzuflachen und sich gegen Abend schließlich umzukehren (Bergwind). Die starken Winde blasen dabei das Feinmaterial aus den trockengefallenen Flussläufen des Braided-River-Systems aus (vgl. Abbildung 6).

Abb. 6: Deflationserscheinung im Flussbett der Kali Gandaki nahe Kagbeni.

Foto: W. Meier 2013.

Zwischen Marpha und Jomson existierte vor 199-175 Mio. Jahren ein ca. 300 m tiefer Paläosee (Fort 2000: 108). Er entstand vermutlich durch die Aufstauung der Kali Gandaki bedingt durch einen Bergsturz bzw. Bergrutsch (Upreti et al. 2005: 49). Die lakustrinen Sedimente zeichnen sich durch ihre auffällig helle Färbung von anderen Sedimentkörpern ab und werden überall in der Region um Marpha aufgefunden (vgl. Abbildung 7).

Abb. 7: Lakurstine Seesedimente des Paläosees bei Marpha.

Foto: W. Meier 2013.

Die Vegetation ändert sich von Süd nach Nord auf einer horizontalen Distanz von 40 km drastisch. Dieser Wandel ist klimatisch durch die abnehmenden Jahresniederschläge bedingt. Eine der markantesten Vegetationsveränderungen findet sich in der Region um Jomsom. Innerhalb einer Wegdistanz von weniger als 3 km verschwindet der intramontane Koniferen- und Offenwald vollständig und geht in die vereinzelt auftretende Igelheidenvegetation über (vgl. Abbildung 8).

Abb. 8: Innerhalb von wenigen km ändert sich die Vegetation nordwärts drastisch: a) geschlossener Koniferenwald südlich von Jomson b) allmählicher Übergang bei Jomsom c) keine Baumvegetation mehr nördlich von Jomson.

Fotos: W. Meier 2013.

Unser Ziel war die auf über 2800 m ü. NN gelegene Siedung Kagbeni, die sich auf einem großen Schwemm- und Murfächer, der aus einem tributären Tal hervorstößt, befindet. Dies ist typisch für die meisten Hochgebirgssiedlungen, da die Schwemmfächer im Vergleich zu den Lagen in den Haupttälern einen relativ sicheren Standort bezüglich Hochwasserereignissen bei gleichzeitig ganzjähriger Wasserversorgung darstellen. Der Siedlungskörper liegt direkt an der dem Kali Gandaki zugewandten Steilterrasse 15-20 m oberhalb des Flusslaufes (vgl. Abbildung 9).

Abb. 9: Siedlungskörper von Kagbeni.

Foto: W. Meier 2013.

 

Literatur:

  • Baade, J. (2000): Landschaftswandel im Thakkhola. Untersuchungen zur Landschaftsgenese im semi-ariden Hochgebirge Nepals seit dem Jungpleistozän. Jena.
  • Bendix, J. (2004): Geländeklimatologie. Neumünster.
  • Egger, J. et al. (2002): Diurnal Winds in the Himalayan Kali Gandaki Valley. Part III: Remotely Piloted Aircraft Soundings. Monthly Weather Review 130: 2042-2058.
  • Fort 2000: Glaciers and mass wasting processes: their influence on the shaping of the Kali Gandaki valley (higher Himalaya of Nepal). Quaternary International 65-66 (1): 101-119.
  • UPRETI B.N.; YOSHIDA, M.; BHATTARAI, T.N.; RAI, S.M.; ULAK, P.D.; GAJUREL, A.P.; DAHAL, R.K.; DHAKAL, S. (2005): Geology and Natural Hazards along the Kaligandaki Valley, Nepal.

 

 

 

 
 
 
   

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